Frau Brüllen fragt auch im neuen Jahr wieder jeweils am 5. des Monats: Was machst du eigentlich den ganzen Tag?
Geplant ist heute, dass der Vermieter kommt. Zum einen um die Zähler abzulesen und Rauchmelder zu prüfen, aber auch um die Situation im Rad-/Müllschuppen zu besprechen.
Das jährliche Ablesen findet immer um diese Zeit herum statt. Und es ist jedes Jahr auf neues für mich sehr großer Stress.
Einfach weil da jemand in die Wohnung kommt. Das löst immer noch Tage vorher und leider auch viele Tage danach Panik aus – das Gefühl mich in der Wohnung nicht sicher zu fühlen. Inklusive dann halt Festbeleuchtung nachts und immer wieder prüfen, ob die Wohnungstür wirklich zugesperrt und auch wirklich sonst niemand in der Wohnung ist.
Stress pur für mich.
Entsprechend liefen die letzten Nächte arg ungut und ich bin saumüde.
Seit zwei Tagen auch mit fast permanenten Gefühl des „alles zuviel!“ und schon morgens mit Gefühl der Überforderung aufstehen.
Das Müde sein könnte aber auch mit dem CPAP-Gerät zusammenhängen – hab da seit ein paar Tagen wieder Probleme mit der Maske, die nicht mehr richtig dicht ist und somit so fest angezogen werden muss, dass ich im Nacken wunde Striemen hab. Nicht grad hilfreich für erholsamen Schlaf.
8:00 Uhr – mich aus dem Bett quälen. Inklusive merken, dass der Ischias sich wieder arg deutlich zu Wort meldet. Katzen versorgt, Badroutine und mit Frühstück ins Wohnzimmer.
11:30 Uhr – bisschen Produkttestrecherche, Filme auf Amazon Prime suchen um die Watchlist zu füllen, nebenher Serien schauen – halt alles um zu versuchen mich abzulenken. Dummerweise auch zu viel Frust-Schokolade gegessen. Ich. Schokolade! Obwohl noch Gummibärchen da sind. Quasi der höchste Ausdruck von „hoffnungslos überfordert“*.
Außerdem schon mal die Heizungszähler abgelesen, Wasser will er immer selbst ablesen, zumal ich die Wasserzähler von meinem Nachbarn und mir in der Wohnung hab.
Und dank Schokoladen-Erkenntnis will ich jetzt sofort auf den Crosstrainer.
14:00 Uhr: Crosstrainer hat gut getan und der Fitnessstand ist (wie vor zwei Tagen auch schon) noch auf dem Level wie vor den Feiertagen. Was mich freut – denn bei viel gegessen und wenig bewegt ist das bei mir nicht selbstverständlich. Immerhin gab es 2 Wochen ohne regelmäßige Bewegung (und ehrlichgesagt so gut wie gar keiner).
Macht aber auch klar, es geht grad mehr um psychische Überforderung und nicht körperlicher, was ich aber eh vermutet hab.
Zähler sind auch abgelesen (und wenn mich nicht alles täuscht, kann er die irgendwo zentral ablesen, weil sie eine Funkverbindung haben, wir haben ja kürzlich erst neue Zähler bekommen).
Ich muss heute oder spätestens morgen die Medis stellen. Traue mich aber jetzt nicht anzufangen, weil mittendrin aufhören blöd ist und der Vermieter demnächste kommen kann (es gibt zwar eine Uhrzeit, aber die ist immer nur eher ein sehr sehr grober Richtwert für ihn und daher kann er jetzt jederzeit kommen – oder auch erst in zwei bis drei Stunden – was ja für den inneren Monk hier auch schon wieder Stress bedeutet).
Im Fernsehen läuft aktuell Tour de Ski und ich warte auf den Slalom, den ich gern sehen würde (und wetten, dass grade dann der Vermieter kommt?).
16:00 Uhr: Geschafft! Schuppenproblem gelöst, alles in der Wohnung erledigt, Vermieter verabschiedet und jetzt darf hier endlich etwas Ruhe einkehren.
Und erst jetzt beim runterfahren merke ich, WIE viel Kraft mich das ganze kostet. Das Gefühl grad einen Marathon hinter mich gebracht zu haben, völlig ausgelaugt.
Und der Körper zeigt, dass er das alles nicht mag und in Streik tritt. Oder überreagiert. Je nach Standpunkt.
Heute also nur noch Ruhe, später vielleicht ein Süppchen, sofern möglich.
19:00 Uhr: tatsächlich geschafft die Medis zu stellen – und zwar für gut vier Wochen inkl. schauen wie viele Medis noch da sind und was besorgt werden muss. Für andere kein Problem, für mich aber tatsächlich nicht immer machbar, weshalb meist der Betreuer die Medis stellt.
Und ja mir ist bewusst, dass das für so lange im Vorraus stellen nicht das ideale ist, aber so ist wenigstens die Einnahme geregelt. Wir schaffen es schlicht nicht das jede Woche zu machen, daher machen wir meist 4 Wochen, die decken dann auch die unterschiedlichen Intervalle gut ab. Vor allem weil ich ja einzelne hab, die ich alle x Tage nehmen soll – das hab ich in der täglichen Einnahme nicht auf dem Schirm. Vor allem aber hatte ich meist nicht mehr im Blick, wann ich für Ersatz sorgen muss. Da das bei mir wegen der mangelnden Mobilität ja nicht von heute auf morgen zu regeln ist, gab es da immer wieder mal Probleme.
Ich hab sehr lange gezögert, ob ich das mit dem Stellen machen (lassen) soll, bin aber mittlerweile sehr froh darum, es nimmt eine Menge Druck und Stress für mich raus. Wenn ichs hinbekomme, stelle ich selbst, aber meistens überlasse ich das dem Betreuer – der das in der Regel auch gern macht.
Das die Medis reichen wusste ich, weil wir ja erst kürzlich Rezepte eingesammelt haben.
Erstmal bin ich jetzt froh, dass das für die nächsten Wochen geregelt ist und in ca. 3 Wochen werden wir dann die fehlenden für die nächste Runde besorgen.
Ansonsten: Körper hat sich ein bisschen beruhigt, ich fühl mich, als hätte ich die letzten Tage durchgemacht und hoffe sehr, dass die heutige Nacht etwas mehr Erholung bringt.
Noch bin ich nicht bereit mich von den sehr guten letzten Tagen/Wochen zu verabschieden und hoffe einfach, dass das jetzt nur drei schlechte Tage wegen Vermieter, zu vielen Stressterminen und so sind und sich das die nächsten Tage wieder nach oben reguliert.
Heute wirklich nur noch ein Süppchen und dann einen gemütlichen Leseabend im vorgewärmten Bett.
* Ich bin nicht so der Schokoladen-Mensch. Eine Tafel hält hier durchaus auch gerne mal über ein Jahr oder so. Meist auch nur in Kombi mit einem Apfel – also ein viertel bis halbes Stückchen (von einem einzelnen) an den Gaumen und dort schmelzen lassen während ich einen saftigen Apfel esse. So kommt es auf 1 bis 1,5 Stückchen pro Apfel maximal (gerne vergesse ich aber auch die Schoko nachzu“füllen“ und es ist weniger).
Normalerweise hab ich nur dann nen Hieper auf Schoko, wenn ich – vor allem körperlich! – total überfordert bin. In der Regel kann ich sie dann aber auch essen, ohne, dass ich es sofort auf der Waage merke.
Aber vorhin fiel mir auf, dass ich in den letzten Tagen wirklich Unmengen Schoko (für mich) gegessen hab – hmm. Wieder mal sehr passend zur Überforderung.