Körper. Für mich ja ein ganz schwieriges Thema, sogar ein schwieriges Wort.
Wenn der Sommer kommt, dann immer wieder neu Thema.
In den letzten Jahren hab ich mich immer weiter vorgewagt.
Viele Jahrzehnte lief ich hochgeschlossen (und noch Tücher um den Hals), langärmelig und mit lange Hosen rum. Hut oder Mütze war ebenfalls Pflicht. Am liebsten mit breiter Krempe oder großem Schild um mich gut verstecken zu können.
Tücher und Hut ist schon seit einigen Jahren öfter weg gewesen (wobei im Sommer dann mit, weil ich schnell Kopfschmerzen bekam in der Sonne – mittlerweile geht es).
Erst vor vier oder fünf Jahren schaffte ich es, wenigstens nur T-Shirts und Weste anzu zuziehen. Irgendwann kamen dann 7/8-Hosen dazu, die – wenn ich es ganz gewagt schaffte – auch mal eine 3/4-Hose werden konnte.
In den letzten 2 Jahren arbeitete ich also an Hosenlänge und kam bis zu Bermudas – allerdings nur wenn es eben sehr leger möglich war. T-Shirt und Weste blieb – ich schaffte es dann zwar für zu Hause zu Tops/ärmellos, aber selbst wenn ich die Tür öffnete, zog ich was über.
Letztes Jahr dann versuchte ich zunehmend eben wenigstens nichts über zu ziehen, nur weil ich kurz an die Tür ging – für unterwegs ging es jedoch gar nicht.
Auch weil ich auf die Weste nicht verzichten konnte – und ehrlichgesagt sieht ärmelloses Shirt und Weste doof aus.
Durch das Rad ging es immer mehr eben auch darum Jacke/Weste wegzulassen und aktuell läuft das als „Versuch“. Ich hab immer viel in den Jacken und das ist aktuell in der Handtasche, was aber nur bei einer meiner Taschen von der Größe her geht.
Letzten Sommer hab ich teilweise sehr drunter gelitten, dass alles kürzer als T-Shirt für mich so gar nicht ging. Auch mit Bermudas ist es für mich immer noch ungewohnt und oft schwierig.
Aber zu Hause ging das jetzt und so hab ich mir letztens die Tops von Lidl geholt – für zu Hause.
Die fand ich vom Schnitt her dann auch ganz gut – besser als erwartet und so reifte der Gedanke, sie vielleicht doch nicht für zu Hause, sondern für unterwegs zu nutzen.*
Grade in Hinblick dann auch aufs Rad fahren, da ist der größte Teil einfach in der Sonne – vor allem wenn es auch um die Fahrten nach Hause geht (die ich ja als Training durchaus auch teilweise fahren muss), denn die bergauf-Strecken sind da ausschließlich in praller Sonne.
Lange Klamotten sind dann im Sommer sicher nicht hilfreich – auch eine Weste ist halt wärmer als nur Shirt.
Montag war dann also der erste Versuch: ärmelloses Shirt (dafür dann lange Hose gg) und zur Sicherheit drüber noch einen 3/4-Arm Bolereo.
Ich glaub auf dem Rad ist es einfacher, einfach weil ich mich auf ganz andere Dinge konzentrieren muss. Da bin ich ja auch schon mit nur T-Shirt (ohne Weste) gefahren, was ja überhaupt erst die Idee aufbrachte, Jacke halt mal ganz wegzulassen im Sommer.
Es ist – schwierig. Phasenweise geht es gut – mir ist ja eh immer zu warm (auch im Winter gern), von daher merke ich schon eine deutliche Erleichterung. Wenn ich aber auf andere Menschen treffe, ist es noch sehr – eigenartig. Eine Mischung aus ungewohnt und auch noch nicht wirklich damit wohl fühlen.
Der Bolero wird erstmal als fester Bestandteil (statt Jacke) dabei bleiben.
Es ist ein Annähern. An ein neutrales Gefühl meinem Körper gegenüber, an ein mehr drauf achten, was sich gut anfühlt und weniger wie es aussieht.
Zum einen versuchte ich als Kind natürlich so wenig wie möglich zu zeigen, zum anderen bin ich aber auch sehr stark übergewichtig und hab dann auch immer gehört, dass das ja keiner sehen will.
Es ist schwer das abzulegen. Ich sehe auch viel, was ich nicht sehen möchte, bin auch – im Kopf – durchaus an dem Punkt dass ich sage: mir doch egal.
Aber im Gefühl ist es halt noch nicht angekommen, da ist dann doch die Angst. Angst noch mehr angestarrt zu werden wegen schwabbeliger Oberschenkel oder dicker Beine. Dabei sind die ja auch bei langen Klamotten da – und sichtbar da, halt unter den Klamotten.
Es ist ein Prozess, der so wirklich erst die letzten 4-5 Jahre läuft und der nicht nur Haut zeigen beinhaltet, sondern auch das Tragen von Farbe. Das habe ich die letzten Jahre dann schon intensiv gemacht – mach ich immer noch gerne und ist für mich heute ganz normal.
Und ich hoffe, dass irgendwann auch Haut zeigen für mich normal wird. Das ist sicher noch ein langer Weg und manchmal muss es auch heute noch lange Ärmel (in Therapie zum Beispiel, da muss ich nach wie vor meine Hände verstecken können) oder langen Hose sein. Das ist dann ok.
Ein Schritt nach dem anderen. Und das mit dem ärmellos ist für mich grad ein sehr großer Schritt, von dem ich auch noch nicht weiß, ob die Zeit dafür für mich schon gekommen ist.
* ich hab zuhause- und unterwegs-Klamotten, wobei erstere meist die aussortierten (wegen Flecken, kleiner Löcher, ausgeleiert) unterwegs-Sachen sind. Einfach wegen der Katzen – so hab ich dann auf den unterwegs-Teilen nicht ganz so viel Katzenhaare.
Außerdem bin ich eine alte Kleckerliesl – es geht also auch darum nicht sofort unauswaschbare Flecken auf den Sachen zu haben.