Leben

So wie es im Moment bei mir ist – ist es kein wirkliches Leben.

Es ist ein ständiges Kämpfen und von Minute zu Minute hangeln – und wenn ich es schaffe mich von Stunde zu Stunde zu hangeln, dass ist es schon ein richtig guter Tag.

Im Moment ist es einen Tick besser, was eher daran liegt, dass ich weit weg von mir bin. Zwar blitzen Gefühle zwischendrin auf, aber die meiste Zeit bin ich irgendwo – nur nicht bei mir.

Und auch wenn es grade erträglicher ist, ist es immer noch so, dass das nicht das Leben ist, das ich möchte. Ja, ich komm grad verhältnismäßig gut klar, stufe es wirklich als „gut“ ein – aber für andere wäre es immer noch grottenmies.

Es ist ein „gut“, dass im Verhältnis zu den letzten Wochen und Monaten steht, die permanent über die Grenze gingen, die kaum aushaltbar waren und das Thema Suizidalität wieder sehr in den Vordergrund gerückt haben.

Und ja – das Thema ist auch bei „gut“ noch Thema, wenn auch mehr am Rande.

Ich stehe morgens auf, quäle mich aus dem Bett und hoffe, dass der Tag schnell vorbeigeht – oder der nächste Theratermin bald ist. Weil es eigentlich nur ein rüberretten von Termin zu Termin ist. Weil in den Theraterminen zumindest theoretisch die Möglichkeit besteht – ich zu sein, nicht stark sein zu müssen. Und weil es auch ein „wieder eine Woche geschafft“ ist.

Wenn es gelingt mich abzulenken, sei es mit Serien, Stricken, Musik – dann vergeht die Zeit ganz gut. Dann schaffe ich es auch mich mal von Stunde zu Stunde zu retten.

Aber wenn ich morgens wach werde und das Gefühl habe so unendlich müde zu sein – nicht körperlich – wobei auch – aber mehr – innerlich.  So müde, wenn ich dran denke, dass ich aufstehen muss, ins Bad, was frühstücken oder einfach nur rüber in die Hängematte. Weil ich weiß, dass es wieder nur um irgendwie den Tag rumkriegen gehen wird. Mit dieser inneren Müdigkeit und permanenten Überforderung, die einen nie zu verlassen scheint.

Und wenn mir dann an Tagen wie heute, die wirklich gut waren,  bewusst wird, dass es trotzdem nur ein Kämpfen und Rüberretten ist, das halt nur heute etwas besser gelungen ist – dann ist das ziemlich frustrierend.

Aber es ist eben doch ein guter Tag. Nur das der Begriff „gut“ irgendwie nicht das wiederspiegelt, was in mir vorgeht. Es wirkt fremd oder falsch oder irreführend. Es ist „mein“ gut – wohlwissend, dass es für andere eine Katastrophe wäre oder was auch immer.

Und das macht wieder mein „anders sein“ deutlich. Wenn nicht mal mehr ein kleiner Begriff wie „gut“ einer ist, der ohne Definition auskommt, weil mein „gut“ was anderes bedeutet als das „gut“ anderer.

 

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Eine Antwort zu Leben

  1. Loku schreibt:

    Liebe Ilana
    Genieße Deine kleinen Schritte und bedenke: Jede (r) ist ANDERS
    Niemand ist dem anderen gleich
    Also nimm Dein „Anderssein“ liebevoll an (versuche es)

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